August 16, 2020

SACH Germany YL Launches!

NOTE: This post is in German. You can read about Philine (Line) Glöckner's experience at Save a Child's Heart in English here.

Jeden Morgen aufs Neue. Dreißig strahlende Gesichter, die mir entgegen gestürmt kamen, sobald ich, Philine, mit meinem Fahrrad, für das ich bekannt und als verrückt erklärt worden war, durch das große Eingangstor das “Save a child's heart House” betrat. Freudiges Geschrei. Beide meiner Beine fest umklammert. Laute Aufforderungen wie “Line, Tsamina mina!”, was so viel bedeutete wie:

“Line, hol die Musikbox, und lass uns zu “Waka waka“ in Endlosschleife tanzen!”.

Nie zuvor habe ich solch lässige und zugleich präzise, wunderschöne Bewegungen gesehen wie die der Kinder, Mütter und Krankenschwestern um mich herum. Ich lernte, wie man in Äthiopien, Senegal oder auf Zanzibar tanzt, auch wenn ich kläglich scheiterte, mich nur ansatzweise so grazil zu bewegen wie die vielen eifrigen Tänzer*innen um mich herum.

In solchen Momenten gab es nur uns - mich und meine Familie. Eine Familie bestehend aus nahezu vierzig Kindern, knapp zwanzig Müttern, Schwestern, Tanten, Großmüttern, vier Krankenschwestern und mir. Eine Familie, in der sich mehr als sieben Nationalitäten, Sprachen verschiedene Kulturen, Religionen und Hintergründe mischten und doch blendend verstanden - mit Händen, Füßen und einigen gemeinsamen Worten auf Suaheli, Hebräisch und Englisch, vor allem aber durch Musik, Spiele und Lachen. In solchen Momenten spielte keine der äußerlichen Differenzen eine geringste Rolle. Genauso wenig wie die Tatsache, dass all diese Kinder nur aufgrund ihrer angeborenen Herzkrankheit aus verschiedenen Entwicklungsländern nach Israel gekommen waren, um durch “Save a child's heart” kardiologisch behandelt zu werden.

Seit 1995 stellt “Save a child's heart”, kurz SACH, Kindern aus aller Welt, besonders aus dem mittleren Osten, den palästinensischen Autonomiegebieten sowie afrikanischen Entwicklungsländern medizinische Versorgung im Wolfson Medical Center in Holon zur Verfügung. Dies kann frei von Kosten für die Familien geschehen, da Ärzte und Krankenschwestern aus Holon auf freiwilliger Basis arbeiten und SACH durch Spenden von Unternehmen und Privatpersonen getragen wird. Darüber hinaus bietet SACH ein umfassendes Ausbildungsprogramm für Ärzte und Krankenschwestern aus Entwicklungsländern an und führt jedes Jahr chirurgische und weiterbildende Einsätze in diese Länder durch.

Während meiner Zeit als Praktikantin ist mir bei täglichen Interviews, die zu meinen Aufgaben gehörten, das Ausmaß der Not, die in Ländern wie Äthiopien, Senegal, Zanzibar oder Tansania herrscht, schlagartig ins Bewusstsein gerufen worden. Diese Kinder hätten ohne operative Eingriffe vermutlich nicht einmal ihren nächsten Geburtstag erlebt, da die Gesundheitssysteme ihrer Heimatländer solche in keiner Weise oder nur für eine reiche privilegierte Minderheit der Bevölkerung ermöglichen können -  dazu fehlen oft Fachkräfte, medizinische Gerätschaften, Hygienemittel sowie Medikamente. Die meisten Familien kommen aus einfachsten Verhältnissen, wohnen in Häusern aus Lehm ohne fließendes Wasser, ganz zu schweigen von Elektrizität und teilen trotz dessen alles, was sie besitzen mit jedem.

Drei Monate lang durfte ich an fünf Tagen die Woche die unterschiedlichsten Menschen, Kulturen und Persönlichkeiten kennenlernen, mich mit ihnen austauschen, Zeit mit ihnen verbringen und dabei mehr über meinen eigenen Tellerrand blicken und gleichzeitig über mich selbst lernen als je zuvor.

Bei SACH wurde mir Tag für Tag vor Augen geführt, was grenzenlose Solidarität, Gleichheit und Dankbarkeit bedeuten. Das Lächeln, welches mir meine Kinder schenkten, sobald sie ein vertrautes Gesicht zwischen all den unbekannten Ärzten und Schwestern auf der Intensivstation entdeckten, war unbezahlbar. Es war mehr als beeindruckend, zu sehen, wie einige von ihnen schon kurz nach ihrer Behandlung beinahe nicht wiederzuerkennen waren, aufblühten, umher rannten und lachten.

Die Intensivstation wurde zu einem Ort voller Emotionen, nicht nur negativer, sondern vielmehr einer positiven, hoffnungsvollen Gemeinschaft aus Kindern, Müttern, Krankenschwestern, Ärzten und mir mittendrin - alle mit einem gemeinsamen Ziel: den Kindern ein so gesundes und glückliches zukünftiges Leben wie möglich zu bereiten, indem wir ihnen medizinische Versorgung, Unterstützung und Zuneigung gaben.

Dieses Gefühl der tiefen Verbundenheit reicht auch über die Zeit hinaus, die wir gemeinsam in Israel verbrachten. Noch heute bekomme ich täglich herzliche Nachrichten, Fotos und Videoanrufe von vielen der Familien, die glücklicherweise alle gesund und munter in ihre Heimatländer zurückkehren konnten.

Die Zeit bei “Save a child's heart” hat mich tief geprägt und wird mich noch lange in schönen Erinnerungen schwelgen lassen. Ich bin unendlich dankbar für die neue Familie, die mir geschenkt wurde.

Diese Erfahrung hat mich in meinem Gap Year nach dem Abitur sehr bereichert und ich kann jedem, der nach interkulturellem Austausch sucht und gerne mit Kindern arbeitet, nur wärmstens empfehlen, nach Israel zu reisen und eigene Erfahrungen zu machen.

Das ganze Jahr über sucht “Save a child's heart” nach VolontärInnen und PraktikantInnen, die für einige Wochen oder Monate das Projekt mit ihren ganz eigenen kreativen Ideen unterstützen.

Mehr Informationen zu SACH allgemein und dem Freiwilligen-Programm findest Du auf der Website unter https://saveachildsheart.org/get-involved/volunteer

Das Team freut sich über jede/n, der sich für dieses Projekt interessiert. Solltest du Fragen speziell an mich als Volontärin/ Praktikantin aus Deutschland haben, kontaktiere mich gerne unter p-gloeckner.SACH@web.de.